Bellagio – ein Name, der seit Jahrzehnten im Untergrund Geschichte schreibt und bei den meisten dafür sorgt, dass ihnen ein kalter Schauer über den Rücken wandert. Wer es sich mit jener Familie verscherzte, verschwand nach kurzer Zeit von der Bildfläche und ward nie wieder gesehen. Trotz ihrer Skrupellosigkeit wirkten die Bellagios auf den ersten Blick wie jede andere harmonische Familie. Als zweites Kind von dieser war Lucian Bellagio keineswegs der Sohn, welcher sich Eltern wünschten. Während seine Schwester die Krone der Prinzessin auf den Schultern trug war er es, der sich in der Menge profilieren wollte und jegliche Regeln der Gesellschaft den Rücken zukehrte. Sein Vater befand dies keineswegs als positiv, doch in den Augen seiner Mutter war das Potential für größeres da. So war es nicht selten, dass sie sein Gewissen war und auch der Verstand, welchen Lucian sich konsequent nicht aneignen wollte. Es kam nicht selten vor, dass sie so die Abende damit verbrachte ihr eigen Fleisch und Blut verstehen zu wollen und ihm die Sicherheit gab, welcher er allem Anschein nach benötigte. Energien wurden auf Aktivitäten gelenkt wie die Musik, Bogen schießen, Fechten und Literatur, sodass aus dem kleinen Rebell etwas für die Zukunft werden würde, doch hielt dies nicht für immer an.

Im Alter von neun Jahren war es ein Tag, welcher für Lucian alles ändern würde. In der Gewohnheit und Routine war es ein lauter Knall, welchen den Jungen entriss und ohne weiteres in die Hallen des Anwesens trieb, in welchen er geprägt wurde für die Zukunft. Im Schatten des Geschehens sah er die Silhouette der Flüchtigen, während seine Schwester sichtlichen Qualen ausgesetzt war. Doch war es nicht sie, welche verletzt wurde. Erst auf dem zweiten Blick sah er seine Mutter am Boden. Sein Zuhause, sein Verstand und sein Gewissen umgeben von der roten Farbe, welche an den Händen von Lailah klebte. Eine Seite von ihm trieb es zu den Spuren, eine andere zu der Ursache, welche ihn letzten Endes dazu bewegte den Gegnern der Familie zu folgen. Noch heute erinnerte er sich an den Wagen der durch die Ausfahrt entkam und noch heute erinnerte er sich an das Gefühl was in seiner Unwissenheit seinen Stammplatz fand: Missbilligung. Das Gefühl, was ihm seine Mutter in der Vergangenheit austreiben wollte verankerte sich in dem Sein des Kindes. Lucian begriff die Veränderungen nicht, die sich nach der Beisetzung der Leicher seiner Mutter über seine Persönlichkeit machte.

Eine qualvolle Stille durchzogen die Mauern der Familie und von einem Zuhause und Sicherheit konnte Lucian nicht sprechen. Zu wissen, dass sein Anker, seine Mutter, nie wieder ihn beruhigen würde, nie wieder ihm das Gefühl geben konnte auf den richtigen Weg zu sein brachte den kleinen Jungen um den Verstand und keiner abseits des Personals fühlte sich verantwortlich. Sein Vater verschwand aus seinem Blickfeld und auch seine große Schwester bevorzugte die Einsamkeit der Trauer um den Verlust zu verarbeiten. Er jedoch war sichtlich anders. Seine Impulse entwickelten sich zu Hass bezüglich der Familie, Sachbeschädigung in den eigenen vier Wänden waren hierbei nur eine von vielen Lappalien, welche das Personal in den Wahnsinn trieben. Die Konsequenzen waren hierbei so vielfältig wie die menschliche Genetik. Während einzelne versuchten mit strenger Hand Grenzen aufzuweisen, gab es auch gutgläubige herzliche Menschen unter diesen, die versuchten das Loch in seinem Herzen zu füllen, was jedoch auf gigantische Gegenwehr traf. Niemand könne diesen Verlust ersetzen in den Augen des Jungen. Selbst seine Schwester nicht die nach wenigen Jahren die Einsicht erhielt, dass es als Einzelgänger in dieser Welt unter den Umständen nicht leicht werden würde.

Lailah war nie in der Lage Lucian das zu geben, was er für eine feste Struktur im Leben benötigte, sodass es nicht selten war, dass Streitigkeiten folgen samt Vorwürfen und Rechtfertigungen. Sie stellte sich in ihrer Persönlichkeit zurück um die Familie vor mehr Schaden zu bewahren und dies konnte der Jugendliche nicht akzeptieren. War es doch die Schuld der familiären Umstände und nicht ihre, welche letzten Endes die Verantwortung übernehmen wollte. Für ihn stand eines fest: Derjenige, welcher es zu verantworten hatte dass seine Familie zerbrach verdiente weitaus mehr als den Segen des Todes.

Doch Schicksal mischte die Karten und bat so Lucian die Möglichkeit die Initiative zu ergreifen. In der Zeit in welcher sich Lailah selbst in das Familiengeschäft integrieren ließ durch die Hand des gemeinsamen Vaters war es Timing des Jungen in eine sehr riskante Besprechung gerannt zu sein, welche den Weg des Jungen bestimmen würde. Es war der Consigliere, welcher dem Kopf der italienischen Mafia nahe legte seine Kinder komplett in das Geschehen mit einzubeziehen. Als hätte dieser eine böse Vorahnung was in der Zukunft eintreten würde. Unter anderen Lucian selbst, welcher an diesem Tag die ersten Lektionen lernte. Gute und vertrauenswürdige Kontakte waren wichtig, das meiste Vertrauen sollte man in sich selbst haben und die Außenwelt sollte keine Spuren finden um die Wahrheit zu erkennen. Nur widerwillig errichtete sich so der junge Bellagio das Doppelleben was dafür von nöten war. Zur Überraschung des Personals sahen sie weniger den Rebell, mehr den kühlen Verstand der sich auch im Schulleben zeigte, während seine Aggressionen abseits der Pflichten Luft und Raum fanden. Je älter er wurde, desto mehr Möglichkeiten standen offen. Schlägereien mit Türstehern welche ihn provozierten, weil sie sich für etwas besseres hielten. Gleichaltrige, die nicht ohne Nasenbruch ihr Zuhause auffanden, weil sie ihn bezüglich seiner Familie anprangerten. Viele kleine Situationen, die immer mehr den Namen der Familie in der Öffentlichkeit in den Dreck zogen, trotz dessen, dass so weitaus mehr dahinter sich verbarg. Bekannt als das schwarze Schaf der Familie in den Medien, ohne zu wissen, dass die Schattenseite dieser von seinem Vater und Schwester gehalten wurde.

Lucian nahm sich nach der Schulzeit zu Herzen Rechtswissenschaften (Jura) zu studieren, welches auch nur möglich war aufgrund dem Einfluss seiner Familie. Auch dies hatte seine Vor-aber auch Nachteile. Während andere mit ihren Qualifikationen sich an die Spitze der Rangordnung ihren Platz sicherten, tat er dies alleine mit dem Stand seiner Familie. Es existieren viele Personen welche ihn dafür liebten, aber auch abgrundtief hassten. Ungerechtigkeit und doch empfand er dies als den richtigen Platz für sich und sein Leben, welches er in den Fokus stellte. Auch gab es da tatsächlich eine Dame, die sein Interesse erweckte. Zendaya Johnson, eine sehr gute Freundin seiner Schwester, hatte es ihm regelrecht angetan. Ohne der märchenhaften Verliebtheit war es eine Anziehung, welche zwischen den beiden vorherrschte. Kleinere Flirts hinter dem Rücken der Ältesten der Geschwistern, wenige Sekunden in welchen Lucian und sie ungestört waren, welche den Geschmack der verbotenen Frucht besaßen, doch nie kam es dazu, dass sie jemals sich für den jeweils anderen aufgaben. Über ein Jahr hinweg spielten sie dieses Spiel und alles schien langsam die beste Richtung einzuschlagen, doch war das Leben nach all den Situationen keineswegs ein Freund der Familie.

Lailah hatte sich eines Tages für einen Abend von ihren Pflichten freigesprochen um mit ihrem Freundeskreis den Abschluss ihres Studiums zu feiern, was vor allem Seitens des Vaters positiv aufgefasst wurde. Dieser Abend jedoch würde die Wende der ganzen Familie einbringen. Gerade als Lucian sich im Gespräch befand bezüglich der Zukunft des Familiären Geschehens waren es viele bekannte Gesichter, welche das Anwesen der Bellagios stürmten und einen Krieg der Positionen anzettelten. Sie sprachen von Machtwechsel, dass die Bellagios nicht in der Position wären noch immer die oberste Spitze zu sein. Im Angesicht der Bedrohung kam es hierbei zu einem Schusswechsel zwischen den zwei Facetten des Abgrundes. Personal setzte sich für die Sicherheit ein und opferte sich selbst nachdem sie selbst viele das Leben nahmen oder Beteiligte verletzten. Selbst Lucian Vaters stellte sich der Situation, während sein Sohn ihm folgte. Keineswegs ging es schnell von statten. Ganz im Gegenteil: Die Männer der Familie verteidigten ihre Stellung unabhängig von dem Schaden der hierbei entstand. Die Hülsen der Patronen flogen nur geradezu umher und Lucian selbst war sich nicht einmal klar, ob er diesen Abend überleben würde. Das Endresultat? Unzählige Leichen auf beiden Seiten, eine Flucht nachdem sie ihr Ziel erreicht hatten und ein weiteres Familienmitglied, welches allem zu Opfer fiel. Diego, einer der engsten Bodyguards der Familienmitglieder, übernahm die Betreuung des Sterbenden, während Lucian selbst seine restliche Energie darin investierte sich jedes kleinste Detail zu merken, welches in seinem Augen kostbar war um die Verantwortlichen ausfindig zu machen. Die, die überlebten, konnten nicht glauben was geschehen war und er selbst spürte den Hass, der sich in ihn verankert hatten. Erst als die Rettungssanitäter und Polizisten das Gebiet abgesperrt hatten, das Personal versorgten und auch ihm versicherten, dass nichts weiter geschehen würde waren es die Schritte seiner Schwester, welchen er erklären müsste was geschehen war. Immer wieder ruft er sich ihren fassungslosen Blick in das Gedächtnis, wie sie ohne auf die Warnungen zu achten in das Arbeitszimmer stürmte wo der gemeinsame Vater seine Verletzungen erlegen war und immer wieder erscheint der Gedanke, dass er es hätte verhindern können, wenn er besser gewesen wäre. Der Verlust an sich schien dem jungen Bellagio kalt zu lassen, auch wenn tief in ihm zu sterben begang, wenn er an die Tränen dachte die seine Schwester erneut vergoss. Ihr Abend hätte unter keinen Umständen so enden sollen und er hätte es verhindern können. Seitdem wandte sich sein ganzes Leben.

Es gab einige Fragen, welche er sich stellte und die größte war, wer als nächsten sterben würde. Bei dem Gedanken, dass es sich um einen klaren Aufstand handelte wurde ihm klar, dass es den nächsten treffen würde, der sich die Bürde auferlegen wollte und wie er die Situation einschätze war dies ohne weiteres Lailah Bellagio, seine Schwester. Unabhängig ob Morde Gerechtfertigt waren oder nicht war dies die einzige Familie die ihm in der Nähe blieb und so war es nicht verwunderlich, dass er iemand versuchte ihr diese Tatsache ins Bewusstsein zu rufen, als sie ohne weiteres den Schritt in Angriff nahm an der Stelle der Eltern zu agieren. Es war das letzte, was Lucian gebrauchen konnte: Eine Schwester im Visier der Verräter. Als bekannt wurde, dass sie diesen Schritt gehen würde konnte er nicht anders als versuchen ihr diesen Weg zu verwehren, was in einem weiteren Streit ausartete. Einem Streit, welcher weitaus mehr in sich trug als die Tatsache der Geschwister, sondern der Moment in dem die einzige Familie die er noch besaß zerbrach. Er konnte sagen was er wollte, bitten, sie verfluchen, sie mit den Tatsachen konfrontieren das sie die nächste werden würde..doch es folgte letzten Endes nur eine Ohrfeige, welche das Vertrauen beiderseits zermürbte.So sehr er versuchte auch noch im nachhinein es ihr auszureden, scheiterte immer wieder auf das neue, sodass der Gedanke des Verlustes in ihm das toxischste war. Soweit, dass seine Akzeptanz größer war als der Zusammenhalt und er sich selbst schwor es zumindest nicht mehr sehen zu wollen, wenn die Schatten sich über sie erheben würden.

Der junge Bellagio packte seine Sachen, entnahm etwas Geld aus dem Tresor seines Vaters und verschwand über Nacht. Sein Weg führte ihn vorerst zu einem Studienkollegen, bei welchen er für einige Wochen nächtigen konnte ohne irgendwas als Gegenleistung zu bringen, außer die ein oder andere Bierdose. Weitere Wochen danach hatte er sich selbst ein kleines Apartment in einer eher mageren Gegend gesucht um dort erst einmal sein Studium zum Abschluss zu bringen. Eine Zeit, in welcher ihm bewusst wurde, wie wenig Potential er doch hatte und ohne Rahmen so gut wie kaum funktionierte. Der Hass sein ständiger Begleiter, neben dem kühlen Blick welcher die Personen die ihm begegneten zu spüren bekam. Seine Angst vor Verlusten hatte ebenso die Folge, dass es ihm nicht einmal mehr möglich war Bindungen einzugehen. Einmalige Bettgeschichten, welche vor dem nächsten Morgen auch schon ihren Weg vor die Wohnung fanden waren die Dinge, die dem schwarzen Schaf der vermeintlichen Familie im Rücken waren. Er brauchte etwas, was ihm Sinn gab, ein Ziel welches er verfolgen konnte abseits seines Studiums. So verschlug es dem damals 24 Jährigen Mann nach Italien nach seinem Abschluss, wo er so einigen Erzählungen seines Mentors Folge leiste. Um genauer zu sein verschlug es ihn in die Hände der 'Ndrangheta, welche sehr wohl Interesse an den Spross fanden, was sehr wohl an dem Namen seiner Wenigkeit lag.

Bei der 'Ndrangheta handelt es sich um einige Familienverbände, welche mitsamt der Eheschließung sich verbinden. Die Solidarität zu der Familie ist die Waffe , mehrere Führungspersönlichkeiten bestimmen die Spitze dieser. Sie ist bekannt als eine der gefährlichsten Mafia Organisationen bezüglich des Rauschgifthandels auf internationalen Ebene. Das Jahr in dieser gab ihm einen gewissen Sinn im Leben, aber auch den Rückhalt, welcher der Mann brauchte um sicher im Leben zu stehen. Relativ schnell erhielt er Vertrauen, sodass er auch unter den Anwälten der Organisation sein Rechtsreferendariat antrat und so zumindest die fehlende Hälfte seiner Erfahrungen in Europa sammelte, wo er vor allem lernte ein gefürchteter Gegner zu sein. Einen Gedanken an seine Schwester verlor er eher seltener, sodass der Kontakt auf die Lebensanzeichen reduziert war. So bekam sie keineswegs mit, wie er sich veränderte. Neben der Tatsache, dass eine der Familien ihn bereits als zukünftigen Schwiegersohn adaptierten um ihn der ‘Ndrangheta zuzuführen war es eine Tochter dieser, welche ihn ohne weiteres um den Finger wickelte. Verabredungen, gezielt gesetzte Reize und ein kleines bisschen Alkohol benötigte es um den Mann an sich zu Binden mit einer Schwangerschaft, welche ihn zu einer Heirat verpflichtete und so einen Vertrag unterschrieb auf ewig ein Teil der Organisation zu sein. Auf anraten ihres Vater willigte Lucian ein um den Ruf zu wahren seiner Familie, welche schon merklich an Achtung verloren hatte durch die Vergangenheit.

Doch anstatt sich damit vertraut zu machen was danach folgen würde plante er einen eigenen Weg weit weg von dem, was bereits in Stein gemeißelt war, wobei der Anreiz dessen ein bekanntes Gesicht unter anderen Namen war. Ohne zu wissen, dass die Ähnlichkeiten von seinem vergangenen festen Flirt und damaligen Komparsen genetisch bedingt waren half er der FBI-Agentin Katherine Champmann wieder amerikanischen Boden unter den Füßen zu gewinnen. Ein Aufwand von wenigen Tagen, Flugtickets und genaue Angaben wo sie sich wann aufzuhalten hatte um ihr weit weg der Schattenseite ein Stück Freiheit zu schenken. Nicht wissend, ob dies auch wirklich funktioniert hatte, da der angebliche große Tag seinerseits vor der Türe stand. Die Hochzeit wurde groß geplant, alle Familien waren vertreten und zeigten ihren Stolz bezüglich der Verbindung, doch kam der Bräutigam nie an. Er saß bereits im Flieger zurück in die vereinigten Staaten von Amerika und hinterließ nur die Nachricht, dass er keineswegs ein Werkzeug ist auf dessen sich alle ausruhen könnten. Er kehrte der Familie, in welche er sich schlich, den Rücken zu und zog so die Gefahr indirekt auf Lailah, die als Oberhaupt der Familie Bellagio in Las Vegas sich ihren Namen bereits gemacht hatte. Er wollte weder von der Organisation, noch von dem ungeborenen Kind erfahren, welches sein Leben in der Zukunft ohne ihn antreten würde und verbannte konsequent die Trauer aus seinem Leben. Seine Einsicht zeigte sich spät, doch war ihm von nun an klar, dass er seine eigene Familie welche sich auf seine Schwester begrenzte schützen müsste um weiteres Schlimmes zu vermeiden, auch wenn dies eines der größten Hindernisse bleiben würde.